Wandern in den Süd-Karpaten: Von Bran zum Vârful Măgura Mică (1375 m)

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Auf Draculas Spuren

Mitte Juli haben wir uns einen lange gehegten Traum verwirklicht: Rumänien zu bereisen. "Warum das denn?", war die Reaktion vieler Außenstehender. Weil Rumänien ein wunderschönes, uns bisher fast völlig fremdes Land ist, voller geheimnisvoller Berge, dunkler Wälder, bunter Kulturen und spannender Sagen. Weil uns neben Kultur und Menschen vor allem die Natur des Landes interessierte, haben wir uns auf eine Wanderung durch den Naturpark Piatra Craiului gemacht.

Unsere Wanderung beginnt an einem der wenige Touri-Spots des Landes. Wir sind schon seit fünf Tagen in Rumänien und haben bisher nur wenige ausländische Touristen getroffen. Doch in Bran tummeln sich auf einmal Amerikaner, Deutsche und alle möglichen weiteren Nationalitäten. Kein Wunder! Denn Mittelpunkt des Ortes ist die mittelalterliche Törzburg, die als Schauplatz der Dracula-Legende aus dem gleichnamitgen Roman des britischen Autors Bram Stoker gilt. In Wahrheit hat Fürst Vlad III. Drăculea, der Stoker als Inspiration für seien Roman diente, die Braner Burg wahrscheinlich nie betreten. Auch fanden die Verfilmungen des Romans an anderen Drehorten statt. Werner Herzog beispielsweise entschied sich für seine Umsetzung mit Klaus Kinski 1979 für Burg Pernštejn in Tschechien. Dennoch gilt Bran bis heute als das WAHRE Dracula-Schloss. Aber dies nur als kleiner, geschichtlicher Exkurs.
Anstatt uns mit dem Rest der Masse in die Schlange vor der Burg einzureihen und uns ins Innere dieses Spuk-Schlosses zu begeben, beschließen wir, lieber die Umgebung zu erkunden. Bran liegt nämlich im nördlichen Teil der Südkarpaten und direkt neben dem Naturpark des Piatra Craiului Gebirges.
Unterhalb des Schlosses überqueren wir gegenüber dem Muzeul Văma Medievală die Straße und eine Holzbrücke und kreuzen eine Wiese, auf der friedlich Schäfchen grasen. Hinter einer überdachten Bühne finden wir den Einstieg in unseren Wanderpfad und geraten schnell ins Schwitzen. Durch den Wald geht es über Felsen und Wurzeln steil bergauf, wobei sich an lichten Stellen immer wieder schöne Aussichten bieten.

Wir durchqueren wilde Blumenwiesen in denen Unmengen Grillen zirpen, es summt und saußt und wir sind begeistert ob der Vielzahl an Leben, das hier unterwegs ist. In lichten Birkenwäldern finden wir zwischenzeitlich Schatten, bevor es wieder auf sonnenüberfluteten Hügeln weitergeht. An einem Schäferstand mit Blick auf den Ort Moecui de Jos machen wir kurz Halt, um etwas zu trinken und die Aussicht zu genießen.
Anschließend geht es wieder steil bergauf über einen Kuppe und entlang eines improvisierten Zaunes über die Weide eines verlassen aussehenden, aber doch bewirtschafteten Bauernhofs in Richtung Gipfel. Diesen auszumachen ist hier gar nicht so einfach, denn wir befinden uns auf diesen lieblichen Hügeln unterhalb der Baumgrenze und die Berge des Piatra Craiului Gebirge sind stark bewaldet.

Im dichten Baumbestand unterhalb des Gipfels verlieren wir leider auch immer wieder den Weg aus den Augen. Da in Rumänien das Wandern nicht zu den beliebtesten Volkssportarten gehört, sind die Pfade nur mäßig markiert. Ob wir den Vârful Măgura Mică tatsächlich erreicht haben? Wir wissen es ehrlich gesagt gar nicht. Aber das Highlight dieser Tour liegt sowieso anderswo.
Kurz hinter dem möglichen Gipfel, der tief im Wald verborgen liegt, treffen wir auf ein weites, von Felsen umrahmtes Platteau. Von dort aus tut sich eine atemberaubende Aussicht auf. An diesem Ort paradiesischer Schönheit beschließen wir Rast zu machen. Wir klettern auf Felsen, genießen die Aussicht, die Natur und dass Surren der Wildblumenwiesen.

In die nahegelegenen Höhle haben wir uns dann doch nicht hineingetraut. Wer weiß schon, wer oder was darin auf uns wartet? Schließlich gibt es in Rumänien noch über 7000 Bären.