Tourentipp: E-Bike & Hike Birkkarspitze im Karwendel

Photos: Olympiaregion Seefeld/Miriam Meyer, wenn nicht anders gekennzeichnet

Photos: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer, wenn nicht anders gekennzeichnet

 

Zwei-Tages-Tour auf die Birkkarspitze mit Einkehr im Karwendelhaus

E-Bike-Fahren? Doch eigentlich was für alte Leute, Berufspendler oder chronisch untrainierte Bergkammeraden. Im Karwendelgebirge starten wir bei einer zweitägigen Tour die Probe aufs Exempel - in Kombination mit einer Wanderung auf die Birkkarspitze, den höchsten, aber auch sehr entlegenen Gipfel im Naturpark Karwendel.


AUSGANGSPUNKT:       Bahnhof Scharnitz in Tirol
HÖHENMETER: ca. 1800
LÄNGE: ca. 19 km
GEHZEIT:      ca. 4,5 Stunden
AUFSTIEG: ca. 2,5 Stunden
ABSTIEG: ca. 2 Stunden
AUFFAHRT E-BIKE: ca. 1,5 Stunden
ABFAHRT E-BIKE: ca. 45 Minuten
ÜBERNACHTUNG: Karwendelhaus (1790 m)
SCHWIERIGKEIT: schwere Wanderung - ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseilen gesichert. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, Kondition und Konzentration benötigt
AUSRÜSTUNG: Wanderausrüstung, leichte bis feste Wanderschuhe, Regenjacke, Rucksack, ggf. Stöcke. Wechselkleidung, Schlafsack bzw. Hüttenschlafsack. Zusätzlich Radhelm, Fahrradhandschuhe und ausreichend Wasser

Mit Bahn und E-Bike zum Karwendelhaus

Es ist richtig heiß, als wir uns am Hauptbahnhof in München treffen. Das Thermometer zeigt über 30 Grad und ich hoffe darauf, das die Klimaanlage im Zug funktioniert. Auch in den Bergen hat es laut Wetterbericht nur einige Grade weniger und für den Abend sind Gewitter angesagt. Geplant ist eine Tour auf den höchsten Gipfel im Karwendelgebirge in zwei Etappen. Die erste am heutigen Nachmittag bringt uns mit Ökostrom via Bahn und E-Bike zum Karwendelhaus. Von dort soll am nächsten Tag der Gipfelsturm zu Fuß in Angriff genommen werden. 

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Von München bis nach Scharnitz sind es knapp über zwei Stunden mit der Regionalbahn. Kurz vor Garmisch zeigen sich direkt die Vorzüge der entspannten und umweltfreundlichen Anreise: Wir ziehen direkt am Stau neben uns vorbei und kommen planmäßig in Scharnitz an. Vom Bahnhof geht es 10 Minuten zu Fuß bis ans Infozentrum, wo unsere Leih-E-Bikes auf uns warten. Wer kein eigenes besitzt, kann für 35 Euro am Tag die elektrischen Räder an verschiedenen Stationen in der Umgebung ausleihen. Meines ist ein rotes E-Bike von Cube und stammt von Sport Notz in Seefeld. Nach einer kleinen Einweisung von Besitzer Hannes, der die Räder für unsere Gruppe angeliefert hat, geht es zur Testrunde um den Parkplatz, bei der ich probeweise zwischen verschiedenen Gängen und vier verschiedenen Stufen elektrischer Zusatzpower wechsle.

Dann geht es los, zwischen Blumenwiesen und neben dem plätschernden Flusslauf in Richtung Karwendelhaus. Auf dem E-Bike fällt mir vor alles eines auf: Anstiege sind bei Weitem schneller und unangestrengter zu bewältigen. Egal, wem man unterwegs jedoch begegnet, dass man auf einem E-Bike sitzt, wird immer kommentiert. Sei es nur aufmerksam oder kritisch. Vielleicht schwingt auch etwas Neid mit. Mir macht das E-Bike-Fahren richtig Spaß und, zugegeben, bin ich über den elektrischen Support bei der nachmittäglichen Hitze im August auch ein wenig dankbar. Darüber hinaus bin ich kein Fan von langgezogenen Hatschern auf Forstwegen und freue mich, mir die vier Stunden technisch eher weniger aufregende Teilstrecke zu sparen. 

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Bei gutem Tritt und sportlicher Geschwindigkeit schafft man es in einer bis anderthalb Stunden mit dem E-Bike aufs Karwendelhaus. Bei mehreren Fotostopps, wenn man es gemütlicher oder mit weniger Unterstützung durchs Rad angehen möchte, sitzt man eher zweieinhalb Stunden im Sattel. 

Ein weiterer Vorteil des E-Bikes zeigt sich, als wir am Karwendelhaus ankommen, das bereits vor dem letzten Serpentinenabschnitt sichtbar zwischen den umliegenden Bergen thront: Man kann ganz entspannt bei einem kalten Getränk zusehen, wie sich das Gewitter zusammenbraut und die Hütte einkesselt, bevor man sich bei den ersten Tropfen zuerst unters Dach und dann in die gemütliche Gaststube verzieht.

VON Tourenplanung, Wetterfenstern und Gewittern

Gesteckt voll nach einem leckeren Vier-Gänge-Menü, erzählt uns Hüttenwirt Andi Ruech den einen oder anderen Schwank aus seinem Leben. Er ist seit 11 Jahren Hüttenwirt. Das Karwendelhaus betreibt seine Familie in dritter Generation. Genauso weiß er mit Prognosen für den nächsten Tag aufzuwarten. Am späten Vormittag soll es ein etwa zweieinhalbstündiges Wetterfenster geben, in welches wir die mit rund drei Stunden und 900 Höhenmetern angegebene Tour vom Karwendelhaus auf die Birkkarspitze quetschen könnten. Irgendwann würden wir aber wohl nass werden. Hoffentlich nicht allzu früh, denke ich, während draußen der Donner kracht und die Regentropfen am Fenster hinunterlaufen.

Nach dem Frühstück sieht es am nächsten Vormittag aber nach perfektem Wanderwetter aus. Das Gewitter der letzten Nacht hat die Luft etwas abgekühlt. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber es ist trocken, als wir über den Steig hinter dem Haus in Richtung Birkkarspitze starten. Zuerst führt der Weg ein kleines Stück entlang von Drahtseilen an Lawinengittern vorbei, bevor er sich etwas gemütlicher durch Latschenwälder und über eine Bergwiese schlängelt. Nach links führt einmal ein kleiner Anstieg auf das nahe Hochalmkreuz, welches man vom Karwendelhaus in 20-30 Minuten, beispielsweise für einen schönen Sundowner erreicht.

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Ein weiterer Abzweig führt dann nach rechts über den Brendle-Steig und die Ödkarspitzen in rund 5,5 Stunden ebenfalls zur Birkkarspitze. Wir nehmen jedoch den direkten Weg durch das Schlauchkar, gilt es doch das Wetter im Blick zu behalten.

Für seinen bröseligen Fels und Muschelkalk sowie die schotterigen Geröllfelder bekannt zeigt sich auch dieses langgezogene Kar in bester Karwendelmanier. Im Zickzack geht es über kleinere und größere Steine stetig ansteigend nach oben. Im Aufstieg und vor allem auch im Abstieg ist man dabei mit Bergstiefeln gut beraten, die die Knöchel vor Steinen oder dem Umknicken schützen. Bereits auf dem Grat zwischen Birkkar und Schlauchkar belohnt ein toller Blick auf die umliegenden Bergketten.

Von der Biwakschachtel am Birkkar bis auf den Gipfel

Kurz vor dem letzten Wegstück zum Gipfel befindet sich eine Biwakschachtel zum Schutz vor plötzlichen Wetterumschwüngen. Doch bislang ist der Regen ausgeblieben und so machen wir uns auf den ausgesetzten Weg in Richtung Gipfel. Hier sollte man sich sowohl im Aufstieg als auch im Abstieg gut konzentrieren, denn nicht nur Trittsicherheit ist auf dem Schotterboden wichtig. Auch sollte Stellen meiden, an denen man von Steinschlag getroffen werden könnte und seine Ohren gut spitzen, ob von oben vielleicht der eine oder andere lose Stein losgetreten wird. 

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Photo: Olympiaregion Seefeld/Miriam Mayer

Pünktlich auf den letzten Metern zum Gipfel blinzelte auch die Sonne durch das vom Hüttenwirt versprochene Wetterfenster. Am Gipfel hatten wir einen tollen Rundblick, während weiter unten bereits die Wolkenfelder durchs Tal zogen. Doch blieb uns das Wetter auch noch beim Abstieg wohlgesonnen. Erst auf den letzten Metern zum Karwendelhaus kamen einige Tropfen herunter. 

Photo: Martina Wengenmeir

Photo: Martina Wengenmeir

Photo: Martina Wengenmeir

Photo: Martina Wengenmeir

Kurze Rast auf dem Karwendelhaus und Abfahrt ins Tal

Aber wie lässt sich ein kurzer Schauer besser überbrücken als bei Kaffee, Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn? Gestärkt von der kleinen Pause sammelten wir unser Gepäck und die Fahrradhelme im Trockenraum und machten uns mit den E-Bikes weiter auf den Weg ins Tal. Und auch hier machte sich das Rad erneut positiv bemerkbar, denn nach dem Gipfel waren meine Beine schon ein wenig schwer. Und, wie bereits erwähnt, ist dann die Lust auf einen Endloshatscher noch geringer als zu Beginn einer mit Spannung erwarteten Tour. Dann lieber auf dem Rad die 45-minütige Abfahrt genießen und bei der einen oder anderen Steigung entweder in die Pedale treten oder mit elektrischem Support locker ausradeln.

Photo: Solveig Michelsen

Photo: Solveig Michelsen


Fazit:

Vor allem, wenn man viel Gepäck dabei hat, etwa beim Zustieg mit Kletterequipment oder einem Mehrtages-Trip, ist E-Biken auf jeden Fall angenehm. Genauso bei Hitze, wenn man eine lange Tour mit langem Hatscher an einem Tag plant, man einfach mal entspannter unterwegs sein oder aber dem Regen davonfahren möchte. Wer sich richtig auspowern will, schafft das aber natürlich alles auch mit dem normalen Mountainbike.


Weitere Infos zur Tour und weitere Ideen für Ausflüge in den Naturpark Karwendel findet ihr auf den Seiten der Olympiaregion Seefeld. Hütteninfo und Reservierung im Karwendelhaus hier.

Corona-Info: Aktuell empfiehlt es sich rechtzeitig zu reservieren, da auf Grund von COVID-Hygienemaßnahmen eine weit geringere Anzahl an Betten verfügbar sind. 

Disclaimer: Diese Karwendel-Story erfolgte auf freundliche Einladung der Olympiaregion Seefeld.