Women’s Winter Camp in Kirchberg

 

Ski-Spaß for Girls only!

An vier Tagen voller Pulverschnee, frostigen Temperaturen und Sonnenschein in der Region um Kitzbühel konnten wir mal richtig die Sau rauslassen und uns – ganz ohne männliche Matchosprüche – beim Freeriden und Skitouren gehen austoben.
Mein Fazit: Die Frauen, die wir hier kennengelernt haben, hatten allesamt richtig Power (und haben das männliche Filmteam beim Skitouren gehen einfach mal ganz easy abgehängt).

Tag 1: Die Basics
Los geht's am Anreisetag mit einem Überblick über den Ablauf des Programms und dann direkt auf dem Berg zum Lawinentraining. Denn auch für schon geübte Berghasen ist eine regelmäßige Auffrischung der Basics niemals verkehrt und Sport in den Bergen ist nunmal nie ganz ungefährlich, besonders nicht im Winter.
Und damit wir für alle Situationen gewappnet sind, macht Chef Guide Paul Koller, staatlich geprüfter Bergführer, mit uns ein Schneeprofil und zeigt uns, wie wir im Falle einer Lawinenverschüttung richtig mit Schaufel, Sonde und LVS- Gerät umgehen. Allen unter euch, die Wintersport affin sind und noch nie einen solchen Kurs gemacht haben, würde ich das unbedingt ans Herz legen.
Und der Spaß kommt dabei wirklich auch nicht zu kurz – solange es sich um eine Übung handelt, versteht sich: Mit professioneller Ausrüstung ausgestattet machen wir uns im knietiefen Powder auf die Suche nach versteckten LVS-Geräten. Dabei lernen wir alles über effektive Suchtechniken bestehend aus Grobsuche, Feinsuche und Punktortung.

Gar nicht so einfach, bei zweistelligen Minusgraden konzentriert zu bleiben. Aber auf jeden Fall eine gute Übung für den Ernstfall. Zum Schluss lernen wir noch die richtige Ausgrabetechnik, mit der wir den potenziell Verschütteten dann auch schnell und soweit möglich unverletzt aus der Lawine herausbekommen.
Um die Überlebenschancen im Falle eines Lawinenunfalls zu erhöhen, können wir uns zusätzlich mit einem ABS-Rucksack ausrüsten. Durch die neue Technologie im Modell P. Ride von ABS ist nun auch die Gruppenauslösung möglich. Das heißt, dass EIN Teilnehmer der Gruppe, der die ausgelöste Lawine zuerst wahrnimmt, die Lawinenrucksäcke seiner Begleiter per Fernauslöser mit öffnen kann.
Zum Abschluss des Basis-Trainings erklärt uns Paul am Abend in einem Vortrag anhand von Bildern und Videos, welche Gefahrenmuster im winterlichen Berggelände lauern, wie wir diese frühzeitig erkennen und vermeiden können und was es mit der aufbauenden und abbauenden Schneeumwandlung und Schwachschichten im Schnee auf sich hat.

Tag 2: Los geht's
Bestens informiert starten wir am zweiten Tag in unser Freeride Abenteuer. Anfangs verschleiert noch der Hochnebel den Himmel, doch die Nacht hat Neuschnee gebracht und die Sonne lässt auch nicht mehr lange auf sich warten. Beste Voraussetzungen also! Mit unserem Guide Olli, der uns die schönsten Powder-Routen abseits der Piste zeigt, stürzen wir uns (voller Vorsicht!) ins Schneevergnügen.
Und werden nicht enttäuscht. Zwar kam der erste Schnee dieses Jahr reichlich spät, weshalb noch etwas die Unterlage fehlt, aber mit Ollis Hilfe schlagen wir uns durchs Gelände. Heute können wir die Vorteile und Gefahren gewisser Hanglagen in der Praxis kennenlernen und das theoretische Wissen vom Vortag festigen.
Meine Kollegin Christina – die ganz nebenbei eine tolle Fotografin ist – hat sich netterweise bereiterklärt, Bilder von mir zu machen. Da sie Snowboarderin ist, bin ich also heute mit der Snowboardgruppe unterwegs und ich muss sagen, nach einiger Zeit bekomme ich auch schon wieder Lust, mein Brett mal wieder rauszuholen.

Nur am Ende unserer Powderabfahrt werden mir die Vorteile des Skifahrens wieder bewusst, als wir aus einem tief verschneiten und verwinkelten Tal herausschieben und teilweise kleine Bäche überqueren müssen, um zurück in die Zivilisation zu kommen. Aber obwohl die Oberschenkel der Girls mit Sicherheit brennen, wird natürlich nicht gejammert, denn eine gute Portion sportlicher Ehrgeiz gehört hier im Women's Winter Camp selbstverständlich dazu.
Und schließlich können wir uns abends bei Saunagängen und köstlichem Essen regenerieren. Was gibt es Schöneres?!?

Tag 3: Hoch hinaus!
Am dritten Tag heißt es für mich: Anfellen! Denn heute bin ich mit den Guides Nina Schlesener (die jüngste Bergführerin Deutschlands!) und Florian Hänel auf Skitour unterwegs.
Bei Minus 17 Grad geht's erstmal durch ein schattiges Tal bis zum Beginn des Aufstiegs. Doch trotz der frostigen Temperaturen kann von frieren keine Rede sein. Als wir schließlich in der Sonne ankommen, wird uns unter Base-, Mid- und Shell-Layer schlagartig so heiß, dass wir uns erstmal einiger Schichten entledigen müssen.
Der weitere Aufstieg erfolgt bei blauem Himmel und Sonnenschein durch winterweiße Landschaften und wir legen auch gleich noch eine weitere Schicht 50er Sonnenschutz nach, denn der ist bei solchen Verhältnissen unverzichtbar.
Die Tour ist schweißtreibend – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch als wir circa 2 1/2 Stunden und 1000 Höhenmeter später auf dem Gipfel ankommen, ist jegliche Anstrengung vergessen!

Tag 4: Abschied nehmen
Nachdem wir uns nach einer spektakulären, nächtlichen Rodelfahrt beim Hüttenschmaus von den Strapazen des Tages erholt hatten, sind wir gestern früh und erschöpft in unsere Kissen gesunken. Zum Glück fällt der Muskelkater nicht so drastisch aus, wie befürchtet und so gelangen wir heute mit Liftunterstützung noch einmal in luftige Höhen. Für den heutigen Freeride-Tag habe ich mir die Chimera Two von Hagan ausgeliehen. Der Ski macht Spaß und wirkt beim Fahren etwas stabiler als mein eigener Dynastar-Ski.
Mit den Skiern auf dem Rücken kämpfen wir uns ein letztes Mal zu nahezu unberührten Powderhängen vor. Unsere heutigen Guides, Skilehrerin Lisa Horst und Bergführer Valentin Kraus, führen uns mit Hilfe ihres GPS-Geräts sicher durchs Gelände. Denn in so einer weißen Wunderwelt kann es schon mal unübersichtlich werden und alleine auf die Spuren anderer Skifahrer sollte man sich lieber nicht verlassen.
Dabei sollte das GPS-Gerät allerdings nur zur Orientierung dienen. Je nach Schnee-, Wetter- und Lawinenlage kann es nötig sein, die Route anders zu wählen. Im winterlichen Gelände müssen wir in der Lage sein, die Situation immer wieder neu zu beurteilen.

Im Women's Winter Camp sind wir diesem Ziel ein bisschen näher gekommen. "Wir wollen Frauen die Möglichkeit geben, den Wintersport ganz entspannt unter sich kennenzulernen", sagt Veranstalterin Monika Fiedler.
Ihr möchtet auch am Women's Winter Camp teilnehmen?
Ein bisschen skifahrerisches Können und sportliche Kondition solltet ihr schon mitbringen. Das Camp richtet sich an fortgeschrittene Skifahrer, die Neues ausprobieren oder sich in den verschiedenen Disziplinen steigern wollen. Aber wenn das gegeben ist: Stürzt euch ins Abenteuer!

Mir hat es mega viel Spaß gemacht und ich habe viele tolle, mutige und energiegeladene Frauen kennengelernt!
Danke an crystal communications und fiedler concepts, dass wir dabei sein durften.


Vielen Dank auch an Anita BHs, Alpina, CEP Socks, Ziener, Hagan, Marmot, ABS und Dynafit, die uns während unserer Schneeabenteuer mit Leihequipment versorgt haben.

Photos Christina Ilchmann und Teilnehmerinnen