Von Ohlstadt auf den Rauheck (1590 m)

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Panorama-Rundwanderweg mit drei Gipfeln

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Es ist Ende Juli und die Stadt glüht. Ich bin kein Fan großer Hitze und darum ist klar: Sobald es geht, muss ich auf den Berg. Die Abkühlung, die manche im Freibad suchen, finde ich bevorzugt in luftigen Höhen. Der einzige Nachteil: In den Bergen drohen im Hochsommer zum Abend hin regelmäßig Gewitter. Deshalb müssen wir früh los.

Unser Ziel: Die Zugspitz Region. Genauer gesagt: Ohlstadt, denn der oberbayerische Ort nahe Murnau ist in gerade einmal einer Stunde von München aus erreichbar. Am obersten Ende der Nordalpen gelegen, bieten die Berge, die die Ortschaft von Süden und Osten her umranken, einen malerischen Ausblick auf den Staffelsee. An klaren Tagen kann man nach Norden über den Starnberger See fast bis in die Münchener Wohnzimmer blicken.

Die bekannteste Route hier führt auf den Heimgarten, den Hausberg der Ohlstädter. Hier lockt die bewirtschaftete Heimgartenhütte die Wanderer auf den Gipfel. Dafür muss man sich den schönen Ausblick vom Gipfelkreuz auch unter der Woche meist mit vielen anderen teilen.

Wer es ein bisschen einsamer mag, wählt die weniger frequentierte Route über den etwas kleineren Rauheck, dessen lieblicher Grat, neben drei Gipfelkreuzen, auch eine tolle Aussicht über das Voralpenland bietet.


AUSGANGSPUNKT:       Wanderparkplatz "Heimgarten über Bärenfleckhütte", Ohlstadt
HÖHENMETER: ca. 900hm
LÄNGE: 9,4 km
GEHZEIT:      ca. 4-5 Stunden
AUFSTIEG: ca. 2 1/2 Stunden
ABSTIEG: ca. 2 Stunden
SCHWIERIGKEIT: leicht-mittel (ganz kurze gesicherte Stelle)
EINKEHRMÖGLICHKEIT: nein
AUSRÜSTUNG: normale Wanderausrüstung
leichte bis feste Wanderschuhe
Regenjacke
Rucksack
ggf. Stöcke
Ausreichend Wasser und Brotzeit

Wie auch die Tour auf den Heimgarten, startet unsere Route am Wanderparkplatz „Heimgarten über Bärenfleckhütte“ (700 m) am südöstliche Ortsrand von Ohlstadt. Über die Heimgartenstraße kann man schnell die ersten Höhenmeter gewinnen. Wir aber entscheiden uns für den von Farnen gesäumten Weg durch eine kleine Klamm, vorbei an den Ohlstädter Kaltwasserfällen. Im schattigen Wald wandern wir zwischen riesigen, moosbewachsenen Felsbrocken, während sich das rauschende Wasser des Gebirgsbaches über steile Abhänge stürzt und mit einem feinen Sprühregen für Abkühlung sorgt.

Nachdem wir eine kleine Brücke überquert haben, schlängelt sich der Weg entlang des Baches nach oben, bevor er nach etwa 150 Höhenmetern wieder auf den Forstweg stößt. Dieser zieht sich nun eine Weile steil und zäh dahin. Suchend lassen wir unsere Blicke schweifen, auf eine weitere Abzweigung hoffend, die uns zurück auf verwunschene Pfade leitet.

Und siehe da, wenig später zweigt der Weg erneut ab und wir steigen nun wieder im Schutz der Bäume über Wurzeln und Steine, was die Tour doch wesentlich abwechslungsreicher macht. So geht es weiter hinauf bis wir unterhalb der unbewirtschaftetn Bärenfleckhütte (1240 m) auf eine leicht verwüstete Lichtung stoßen. Ein heftiger Sturm hat sich hier zu schaffen gemacht und das gesamte Gelände rund um die Selbstversorgerhütte freigelegt. Diese steht nun etwas ungeschützt, dafür aber mit besserem Ausblick auf dem Hang.

Wir lassen uns für eine kurze Rast an einem kleinen Brunnen neben der Hütte nieder. Bis auf die Sturmschäden ist es sehr hübsch hier. Leider ist die Hütte ausschließlich für DAV-Mitglieder der Sektion Murnau buchbar. Ansonsten hätte mich hier ein längerer Aufenthalt gereizt, um nahegelegene Kletterrouten – zum Beispiel auf den Großen Illing (1341 m) – auszuprobieren.

So müssen wir uns eben mit der Bank vor der verschlossenen Hütte begnügen und betrachten den markanten Gipfel des Illing erst einmal nur aus der Ferne. Nachdem wir unsere Arme am Brunnenwasser gekühlt und Sonnencreme nachgelegt haben, machen wir uns auf zum letzten Aufstieg der Route.

Oberhalb der Hütte ist der Weg sehr gut befestigt. Einige angelegte Stufen führen durch das saftig grüne Gras. Ohne den Schutz der Bäume wird uns jedoch schnell heiß und wir müssen unsere Schritte etwas verlangsamen. Wenig später kommen wir an eine Abzweigung, deren Wegweiser links Richtung Heimgarten und rechts zum Rauheck weist

Wir zweigen rechts ab. Nach wenigen Schritten halten wir inne, um den Ausblick über Staffelsee, Starnbergersee und Ammersee zu bestaunen. Schon hier kann man zwischen den Bäumen hindurch weit blicken. Wir wissen: Oben auf dem Gipfelgrat soll es noch schöner werden.

Es folgt der steilste Teil des Aufstiegs: Der letzte Anstieg zum Gipfel des Rauhecks. Solange wir dem Pfad Richtung Heimgarten gefolgt sind, waren uns noch hin und wieder ein paar Leute begegnet. Jetzt können wir beobachten, wie sie sich auf dem gegenüberliegenden Hang zum Gipfel und der bewirtschafteten Hütte hinaufschieben. Es sind sicher weniger als am Wochenende, doch wir haben unseren Berg gerade ganz für uns alleine.

Zwischen Latschen und Wildkräutern tummeln sich Hummeln und Schmetterlinge, während wir, ab und zu die Hände zu Hilfe nehmend, immer weiter in die Höhe klettern. Wirklich schwierig ist der Weg an keiner Stelle, gerade an heißen Tagen sollte man aber eine gewisse Grundfitness mitbringen und genug Wasser im Rucksack haben. Zwischen den Latschen wird es schon mal ordentlich heiß und ein paar Steine gibt es auch zu überklettern. 

Mir macht der Teil hier oben mit Abstand am meisten Spaß. Hinzu kommt, dass der Ausblick mit jedem gewonnenen Höhenmeter vielversprechender wird. Langsam ziehen sich über unseren Köpfen einige Wolken zusammen und ein leichter Wind sorgt für eine willkommene Abkühlung. Es ist kein Gewitter vorhergesagt, aber im Sommer in den Bergen weiß man nie. Deshalb beeilen wir uns. Schließlich wollen wir heute noch drei Gipfelkreuze mitnehmen.

Kurz vor dem Gipfel verschwindet der Weg noch einmal in einem kurzen, dichten Waldstück, an dessen Ende wir bereits aus der Ferne das Gipfelkreuz erblicken. Wir eilen die letzten Meter hoch und siehe da: Da ist der, der viel gelobte Ausblick.

Vor uns liegt das "Blaue Land" mit seinen Seen und dem Murnauer Moos, wo die Künstler des "Blauen Reiters" einst ihre Inspiration fanden. Das Zusammenspiel von Natur und Kunst, das Vorhanden sein von Ruhe und Kultur ist es, was diese Gegend um Murnau so anziehend macht. Hier kann man eine kurze Wanderung oder einen Spaziergang durchs Moos mit einem Abstecher zum See und einem Besuch im Buchheim oder Franz Marc Museum verbinden.

Die "Gratwanderung" wird nun dem dramatischen Klang ihres Namens nicht richtig gerecht. Ein breiter, stark bewachsener Weg verbindet die drei Gipfel miteinander. Schwiergkeiten oder ausgesetzte Stellen begegnen uns hier keine mehr. Dafür können wir zwischen den Bäumen hindurch immer wieder die Aussicht genießen.

Am letzten kleinen Gipfel, dem Buchrain (1456m) verabschieden wir uns von Gipfelpanorama und Seeblick und wenden uns Richtung Süden, um zur Wank Hütte (1364 m) und anschließend ins Tal hin abzusteigen. Auf dem teilweise steilen Weg können Wanderstöcke angenehm sein, um die Knie zu schonen und auf dem trockenen Schotter nicht auszurutschen.

Im Tal angekommen, überqueren wir eine große Wiese und biegen dann links ab, um zum Bahnhof zu gelangen.

Tipp:

Nach nur ein oder zwei Haltestelle erreicht ihr den Bahnhof von Murnau und Uffing am Staffelsee. Perfekt für eine Abkühlung nach einer Sommer-Wanderung oder einen Aperitif mit See- und Bergblick.

Ambitionierte Wanderer können die Route auch mit einer Wanderung auf den Heimgarten verbinden.